Der französische Akupunkturarzt Dr. Paul Nogier erkannte in den 50er Jahren, dass die Ohroberfläche (wie auch die Fußsohlen und Handflächen) eine Reflexzone darstellt – d.h. am Ohr ist der ganze Mensch abgebildet. So ist es möglich über die Reizung der entsprechenden Punkte den gesamten Körper zu beeinflussen. Bei einer Störung (z.B. Schmerz, Verspannung oder Erkrankung eines inneren Organs) sind die zugeordneten Ohrpunkte in ihrer elektrischen Ladung verändert und gegenüber der Umgebung deutlich schmerzempfindlicher. Durch Reizung (Nadelung) der entsprechenden Punkte wird ein Signal an das Hirn weitergeleitet und entsprechend verarbeitet. Vor allem bei akuten Schmerzzuständen ist die Wirkung der Ohrakupunktur ausgezeichnet.
Durch die direkte Verbindung über Nervenbahnen zum Hirn ist die Ohrakupunktur auch besonders gut zur Suchtbehandlung (Rauchen, Übergewicht) und zur Behandlung von psychischen Symptomen (Schlafstörungen, Nervosität, Prüfungsangst) geeignet. Eine weitere Indikation ist die Behandlung von Allergien (v.a. Heuschnupfen, allergisches Asthma).
Die Nadeln werden nur ganz oberflächlich (ca. 1 mm) in das Ohr gestochen und dann für ca. 20 Minuten belassen. Häufig kommen auch sogenannte Dauernadeln zum Einsatz, die einen konstanten Reiz auf den entsprechenden Punkt ausüben und falls gut vertragen bis zu 14 Tage im Ohr verbleiben dürfen. Das beeindruckende bei der Ohrakupunktur ist, dass es häufig schon unmittelbar nach dem Stechen der Nadel zu einer Verbesserung der Symptomatik kommt.